Hinter den Kulissen

Verdaddeln von Lebenszeit und Potential

Wir begleiten auf imGrätzl Selbstständige, GründerInnen und Menschen, die sich überlegen etwas aufzubauen. Wir sind durch die Unterstützer-Teams und auch durch hunderte persönliche Interviews ziemlich nah dran.

Folgende Beobachtung: Zu 80% dreht es sich bei den Selbstständigen, GründerInnen um Marketingfragen, weil die Kunden, speziell in den ersten 1-3 Jahren, fehlen. Die Möglichkeiten, wie man seine Kunden vielleicht erreichen könnte, ist in den letzten Jahren so herausfordernd geworden, weil es mittlerweile unüberschaubar viele Möglichkeiten und Baustellen gibt. Angefangen von der Webseite zu Newsletter zu wie baue ich mir ein Image in den Social Media Kanälen auf zu wie schalte ich bezahlte Ads? Weiter mit: wie gestalte ich die Präsentationsunterlagen, verteile ich Flyer oder nicht und WO verteile ich sie? Geh ich zu Vernetzungsevents, oder funktioniert es auch über Linkedin? Setze ich auf Kooperationen, brauche ich einen Blog, brauche ich einen Shop, einen Podcast? u.s.w.

Wird euch auch schwindelig?

Und jetzt zur Kernfrage: Da sind z.B. YogalehrerInnen, DesignerInnen, GrafikerInnen, FotografInnen und viele andere schöne Berufe dabei. Wäre es nicht schöner, wenn die sich mehr mit ihrer Kerntätigkeit beschäftigen könnten und Zeit haben in ihrem Bereich immer besser zu werden. Also jetzt auch für uns KundInnen? Ist das ganze Marketinggedöns nicht voll ein Verlust von Lebenszeit! Es wird außerdem immer mehr. Ich finde das vollkommen irre, weil die meisten tun es noch nicht mal gerne. Im Moment ist es wie ein Aussiebungsprozess. Diejenigen, die im Marketing den Dreh raus bekommen, gewinnen. Aber muss eine Shiatsu-Praktikerin erst einmal Jahre damit zubringen den Dreh rauszubekommen?

Jetzt könnte man dann sagen: Ja, dafür gibt es doch Dienstleister, die diese Arbeit übernehmen könnten. Das Doofe ist aber, gerade zum Start gibt es keine zahlenden Kunden, also auch kein oder wenig Geld. Die einzige Währung, die man hat, ist Zeit und die eigene Fach-Expertise. Die Zeit investieren dann halt viele darin alles selber zu machen, das dauert dann aber Jahre. Es gibt außerdem in dem Marketing-Bereich nicht mehr nur einen ExpertIn, sondern für jeden Bereiche eigene: SEO, WordPress, Shop-Baukasten, Newsletter, Social Media… ja und wer hängt die Flyer auf? Die Bausteine zu koordinieren, geht auch nur, wenn man vorher überhaupt einen Plan hat, was man alles braucht. Den meisten fehlt der Plan und sie verirren sich in den Möglichkeiten.

Ich kenn den Lösungsansatz auch noch nicht, aber es beschäftigt mich. Ich schau mir Plattformen wie Fiverr an. Vielleicht ist es auch ein Weg, dass sich immer 15 GründerInnen zusammenschließen und einen Marketing-Menschen beschäftigen, der allerdings auch ein Wunderwuzzi sein muss. Und auf die Woche runtergebrochen sind das dann auch nur 2,5 Stunden, die der Mensch dann für seine einzelnen Kunden Zeit hätte. Zu wenig …

Das gehört halt zur Selbstständigkeit dazu, könnt man natürlich auch sagen. Ich wäre aber mit der Aussage vorsichtig. Da ich auch größere Unternehmen berate, weiß ich, dass die Agenden fast 1:1 die gleichen sind. Größere Unternehmen haben aber dafür ganze Abteilungen und beschäftigen Agenturen. Aber auch sie spüren voll den Druck. Das System ächzt, es geht halt nicht immer mehr, mehr, mehr, um noch wettbewerbsfähig zu sein.

Es ist anzunehmen, dass die Selbstständigkeit, als Arbeitsform weiter wächst, auch, weil es auf dem klassischen Arbeitsmarkt immer schwieriger wird. Eventuell müsste eine Förderung geschaffen werden, die den Start erleichtert und mal auch ganz speziell bei den Basics unterstützt. Bin dafür, dass jede Gründer*in einen individuellen Plan bekommt, was die Basic Must-Haves für das Vorhaben sind und einen zwölfmonatigen Umsetzungsplan. Dazu eine Mentor*in an die Hand, die das Ganze mit Rat begleitet und Sparring-Partnerin ist.

Ja, ich denke da weiter darüber nach. Und: Falls jemand von euch Ideen hat, bitte her damit.

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