Im vergangenen Sommer hat die TU Wien im Rahmen von Stadtkern_Plus eine große Umfrage in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern durchgeführt. Das Ziel? Herausfinden, welchen Raumbedarf die lokalen Macher*innen in Wien haben und was in diesem Zusammenhang „Leistbarkeit“ bedeutet. Die Umfrage wurde von uns initiiert und wir haben die Ergebnisse, aber besprechen die Studie dann noch einmal im Detail, wenn sie veröffentlich wurde und gehen dann bezirksweise auf die Raum-Bedürfnisse ein und verschneiden die Ergebnisse zusätzlich noch mit unseren Raumteiler Daten.
Die Resonanz war enorm: 599 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen. Dadurch haben wir nun ein viel klareres Bild davon, welche Räume wirklich in welchem Bezirk gebraucht werden. Das wichtigste Ergebnis für uns ist, dass die Raumangebote am Markt in den meisten Punkten den Bedarf nicht decken. Wir wussten durch unsere Raumteiler Arbeit bereits, dass der Markt dysfunktional ist, aber es schwarz auf weiß zu sehen und belegen zu können, ist wichtig für die nächsten Schritte.
Die Angebote am klassischen Immobilienmarkt sind zu teuer, zu unflexibel und decken sich nicht mit der Lebensrealität der lokalen Macherinnen. Das beginnt bei den Aktivierungskosten (Provisionen, Renovierung) von Gewerbeflächen und setzt sich fort bei den laufenden Mietkosten, der Vertragsgestaltung und der Möglichkeit zur Untervermietung. Der Handel und andere klassische Mieter*innengruppen haben sich aus den Stadtteilen immer mehr zurückgezogen, die Arbeitswelt ist im Wandel begriffen und damit auch die beruflichen Tätigkeiten und ihr Raumbedarf. Es sind aber auch nicht nur gewerbliche Nutzungen, die benötigt werden, sondern es braucht leistbaren Raum für Vereine, Initiativen, Nachbarschaft und für Freizeitaktivitäten, geht aus der Studie hervor.
Der Markt (die Eigentümer*innen) reagiert allerdings nicht auf die neuen Anforderungen und so werden Leerstand um Leerstand produziert. Eine anekdotische Beobachtung, ohne Evidenz: Ich beobachte seit Jahren im Stuwerviertel mehrere solcher Leerstände im Erdgeschoss, die vor 4-5 Jahren wunderbar hergerichtet wurden und jetzt immer noch leer stehen, entweder, weil niemand den geforderten qm2-Preis zahlen kann oder nie die Absicht bestand die Erdgeschossflächen zu vermieten.
Auf der einen Seite haben wir also Menschen, die Raum benötigen und auf der anderen Seite Raumressourcen, die nicht genutzt werden können, weil sie zu teuer sind. Der Markt scheint doch nicht alles zu regeln, zumindest nicht im Sinne der Menschen, die Raum benötigen. Es sollte unbedingt näher untersucht werden, warum sich ein Leerstand für Eigentümer*innen lohnt. Ungenutzte Raumressourcen können wir uns als Gesellschaft einfach nicht mehr leisten, auch in Hinblick auf die ökologischen Konsequenzen.
Für uns bei imGrätzl war eine besonders interessante Frage in der Umfrage enthalten und zwar wurde gefragt, welche Anlaufstellen die Menschen mit Raumbedarf in Wien ansteuern und da kam heraus, dass imGrätzl mit dem Raumteiler gleich hinter den großen Immobilienangeboten liegt. Klassische Immobilienseiten werden von 29,53 % der Teilnehmer*innen angesteuert, mit 22,41% folgt der Raumteiler auf imGrätzl.at.
Das bestätigt uns in unserer jahrelangen Arbeit am Raumteiler. Wir sehen dieses Ergebnis der Umfrage aber vor allem als Auftrag weiter an Lösungen für den Raumbedarf der lokalen Macherinnen zu arbeiten.