… imGrätzl wächst und gedeiht! So gut lief es noch nie, jeden Tag registrieren sich zwischen 5-10 EPUs, kleine Unternehmen, Vereine, Kulturschaffende & andere lokale Macher*innen. 6000 registrierte Nutzer*innen sind es jetzt in Wien.
Die Nutzer*innen registrieren sich, weil sie digital und gleichzeitig lokal sichtbarer werden möchten mit ihren Angeboten und Aktionen. Sie melden sich an, um Gewerbeflächen zu teilen und viele möchten sich einfach an die imGrätzl Gemeinschaft, bestehend aus Gleichgesinnten, andocken und neue Formen der Zusammenarbeit ausprobieren.
Wir sind der Idee von kooperativen lokalen Gemeinschaften verpflichtet und es wäre das Größte für uns, wenn diese Idee sich mit imGrätzl in Wien stärker verbreitet. Damit wird auch eine andere Form von Wirtschaften transportiert: Ein Wirtschaften auf der Basis von „Miteinander und Füreinander“, das Gegenmodell zu „weiter, höher, schneller“. Das ist die Zukunft, die wir gerne mitgestalten möchten.
Warum die 6000 Nutzer*innen und imGrätzl ein klitzekleines Wunder sind, das hab ich heute durch zwei Interviews vor Augen geführt bekommen.
Marie Ringler im Gespräch mit Sabine Jungwirth (Grüne Wirtschaft) Es geht im Gespräch u.a. um das Thema Social Business. Das zweite Gespräch ist mit Christian Vollmann von nebenan.de und es geht um Social Networks und um die Herausforderungen, die der Aufbau solcher Plattformen mit sich bringen.
Wer sich ein wenig mit der Materie auskennt, weiß, dass man eigentlich keine Plattformen aufbauen sollte, ohne ausreichend finanzielle Mittel im Hintergrund. Bei Plattformen gibt es immer das Henne/Ei Problem. Zunächst muss eine kritische Masse aufgebaut werden, bevor das Netzwerk seine positive Wirkung für die Nutzer entfalten kann. Das kostet und dauert. Noch länger dauert es, wenn auch keine Ressourcen und finanziellen Mittel am Start sind, um die Technik schnell hochzuziehen. Das braucht es, damit man Services anbieten kann, die von Nutzen sind und erst dann können überhaupt Netzwerkeffekte entstehen. Was wiederum neue Nutzer*innen anzieht.
Wir mussten also ein paar Dinge bei imGrätzl lösen; kritische Masse erreichen und die Services der Plattform auf ein Niveau heben, dass die Plattform nützlich und einzigartig macht. Und: wir hatten kein Geld.
Zum Thema Geld: Finanzielle Mittel aufzustellen, ist schon im Normalfall nicht so easy, aber wir sind dazu auch noch ein Social Business. Das heißt die soziale Wirkung steht bei uns im Vordergrund und nicht die Rendite. Das bedeutet: man fällt aus den meisten Förderungen raus, weil das Geschäftsmodell zu wenig auf Gewinn ausgerichtet ist. Es gibt speziell in Österreich auch wenig Anreize für Investoren in so ein Social Impact Modell zu investieren. Die klassischen Investoren fallen sowieso weg, sie haben ausschließlich die Rendite vor Augen. Außerdem ist im Gründungsteam auch noch eine Frau dabei, was die Chancen auf eine Finanzierung durch Investoren noch einmal kräftig minimiert, wie Studien mittlerweile belegen. Ja, das ist bitter. Das heißt: es gibt kaum Chancen Geld aufzutreiben für a. Nutzergewinnung und b. technischer Plattform Aufbau.
Alle Zeichen haben also in den letzten Jahren dagegen gesprochen, dass wir jemals eine Plattform hinstellen können, die läuft. Aber nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir sagen können: jetzt ist Musik drin. Und Aktionen wie „Selbstständige für Selbstständige“ haben noch einmal nach außen verdeutlicht, dass imGrätzl einen unmittelbaren gesellschaftlichen Nutzen erzeugt.
Wie das möglich war: Durchgehalten, viele Jahre. Die fehlenden finanziellen Mittel haben wir mit doppelt so viel Laufarbeit versucht wettzumachen. Michael hat programmieren gelernt, damit wir im technischen Bereich eigene Ressourcen einsetzen können. Wir haben außerdem neue Geschäftsfelder eröffnet, die leider etwas außerhalb der Plattformtätigkeit liegen u.a. haben wir uns zu Expert*innen für kleinteilig genutzt Gewerbeflächen entwickelt und dort dann Konzepte zur Besiedelung von Gewerbeflächen für Bauträger erarbeiten. Darüber kam Geld rein. Raumteiler sei Dank. Aber das ist kein nachhaltiges Zukunftsmodell für die Plattform.
Deshalb steht als nächstes die Arbeit am Geschäftsmodell im Mittelpunkt, nur wenn die Plattform selber Einnahmen generieren kann, kann sie sich tragen: z.B. Serverkosten, Tools etc. Wir, das Team müssen auch endlich bezahlt werden. Bisher finanzieren uns unsere Zweitjobs, das Modell funktioniert allerdings nur noch bis Oktober. Dann müssen wir uns neu erfinden. Wir sind selber gespannt und auch ziemlich angespannt, ob wir diese Hürde auch noch schaffen. Daumen drücken, es wäre so schön, wenn wir die Geschichte weiterspinnen könnten. Dass wir bis hierher gekommen sind, ist aber auch schon ein kleines Wunder :) Vielleicht ist doch alles möglich: Schritt für Schritt