Wenn man Anselm Schwade, den Geschäftsführer der Matratzen- und Bettenmanufaktur guut am Wallensteinplatz im 20. Bezirk nach der Bedeutung des Werkstoffs Holz befragt, gerät der gebürtige Paderborner ins Schwärmen. „Holz ist eines der angenehmsten und sympathischsten Materialien, die es in der Natur gibt. Es ist grundsätzlich sehr warm und wenn man es nicht unter Lack versteckt, ist es ein stets lebendiges Material, das im Lauf der Jahre immer nur schöner wird.“
„Wir benutzen das Wort Manufaktur ganz bewusst“, sagt Schwade. Die Matratzen werden hinten in der Werkstatt hergestellt. Die Betten kommen aus der Werkstatt von Alois Füchsl im Mühlviertel. „Das ist ein echter Künstler, der mit Leidenschaft und viel Liebe für Massivholz arbeitet“, betont Schwade. Die Manufaktur guut setzt dabei voll und ganz auf den Werkstoff Holz, Metallstifte oder Schrauben sucht man vergeblich. Möbel mit Holz-Steckverbindungen seien dabei keine Neuerfindung, schon im Biedermeier hat es laut Schwade Kästen mit einer ähnlichen Funktionsweise gegeben. Dem 50-jährigen geht es bei seiner Leidenschaft für Holz auch weniger um Esoterik oder die Beschwörung von besonderen Kräften. „Ich stehe nicht auf dem Standpunkt, dass jede verarbeitete Schraube energetisch automatisch eine Katastrophe ist. Aber ich arbeite halt einfach sehr gerne mit Holz.“ Am liebsten ist ihm Laubholz, da es naturgemäß härter ausfällt als Nadelhölzer. Auch der aktuelle Zirbentrend ändert nichts an Schwades Einstellung. „Meinem Anspruch an ein perfektes Holz wird die Zirbe nicht gerecht, denn ihr Holz lässt sich schon mit dem kleinen Fingernagel eindrücken“, so Schwade.
Dass er heute als Geschäftsführer die Geschicke von guut leitet, verdankt der passionierte Radfahrer einem Zufall. Als er eines Tages radelnd eine Ampel überquerte, machte ihn ein hinter ihm fahrender Radler auf die bereits leicht rötliche Tönung des Ampellichts aufmerksam. Die beiden kamen miteinander ins Gespräch und so lernte er Lucas Stürzenhofecker kennen, der einige Jahre später unter dem Namen Lucas Bett & Raum das Bettengeschäft am Wallensteinplatz eröffnen sollte. Stürzenhofecker holte Schwade schließlich 2010 ins Geschäft. „Er ist ein sehr visionärer Kerl und ich eher ein Pragmatiker“, schildert Schwade die Zusammenarbeit. Bis 2012 werkten die beiden gemeinsam, dann kauften zwei Investoren das Geschäft und Schwade blieb als Geschäftsführer an Bord. Er änderte die Fokussierung vom Bettendesign auf das eigentliche Handwerk und benannte das Geschäft in guut um, „mit zwei u, wie besonders gut“.
Schwade, dessen Tochter auch in der Manufaktur mithilft, outet sich im Gespräch nicht nur als Fan von „besonders guten“ Betten, sondern auch von Kunst und Kultur. „Man verbringt so viel Zeit in einem solchen Geschäft, das dadurch ja eigentlich viel mehr Lebensraum als bloße Verkaufsstelle ist“, erklärt der ausgebildete Querflötenlehrer und Tischler. Deshalb wertet er den Standort bewusst mit Ausstellungen und Veranstaltungen auf. Aktuell hängen zum Beispiel Fotos aus der Under Destruction-Serie des Fotografen Thomas Strini im Schauraum von guut. Und immer wieder finden Veranstaltungen statt, die auch zur Aufwertung des Grätzls beitragen, wie zum Beispiel Lesungen in Kooperation mit der Kinderbuchhandlung Fabelwelt oder die Veranstaltung „Gemüse im Bett“, bei der der Schauraum im Jahr 2015 kurzerhand in ein Pop-up-Restaurant transformiert wurde.
Grundsätzlich fühlt sich Schwade mit der Manufaktur wohl in seinem Grätzl, wenngleich er sich mitunter wie eine „Insel im Ozean Wallensteinplatz“ vorkommt. Die Revitalisierung des Platzes sei im Zuge der Stadterneuerung zwar durchaus gelungen, aber der Geschäftemix könnte noch ein bisschen ausgewogener ausfallen. „Die Chance, dass das aus dem 2. Bezirk herüberkommt, ist gegeben. Man weiß halt nicht, wie schnell das geht“, sagt Schwade abschließend.
Koordinaten:
guut
Wallensteinplatz 3-4
1200 Wien
Web: www.guut.at
guut auf Facebook
Mail: kontakt@guut.at
Tel.: 01/7260972