„Wir machen eigentlich das, was wir früher jeden Tag ohnehin auch Zuhause gemacht haben: Gut und gerne kochen. Nur halt für mehr Leute.“ So beschreibt Albert Scoma den Gedankengang, der hinter dem Gedöhns in der Löwengasse steht. Für das „gut Kochen“ ist seine Lebensgefährtin, die Künstlerin Wencke Pond zuständig. Die Gerichte werden jeden Tag frisch vorgekocht und anschließend auf den Herdplatten im Gedöhns aufwärmt. Seit drei Jahren versorgt Wencke auf diese Art ihr Grätzl mit feinen Speisen.
Geachtet wird beim Einkauf auf regionale und nachhaltige Lebensmittel, das Gemüse stammt unter anderem aus dem eigenen Garten. Was darüber hinaus benötigt wird, wird über einen auf Bio-Lebensmittel achtenden Händler am Naschmarkt bezogen. Und im Herbst macht sich die Chefin schon mal höchstpersönlich auf und streift auf der Suche nach Eierschwammerln durch die Wälder. Fleisch sucht man im Gedöhns vergebens. „Ich esse eigentlich sehr gerne Fleisch. Aber in der Qualität, in der wir das hätten anbieten wollen, würde das in der Mittagspause keiner bezahlen“, sagt Wencke. Positiver Nebeneffekt: Dank Verzicht auf Gulasch & Co. erspart man sich die damit einhergehende Geruchsentwicklung. Bei der Vorbereitung bemühen sich Wencke und Albert um eine möglichst genaue Portionierung, „weggeworfen wird bei uns nichts“.
Dass das Gedöhns heute dort ist, wo es sich befindet, hat das Grätzl einem Zufall zu verdanken. Denn Albert und Wencke waren vor sieben Jahren eigentlich nur in die Löwengasse gekommen, um sich eine Wohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite anzuschauen. „Die Wohnung hatte ich noch gar nicht gesehen, aber in das Portal des Ladenlokals habe ich mich sofort verliebt“, erzählt Wencke. Für die Wohnung erhielten beide schließlich den Zuschlag und nachdem die private Wohnsituation erledigt war, sprach Albert die Besitzer des als Lager- und (illegaler) Pokerraum genutzten Lokals einfach eines Tages mal an. Einige Jahre später war es dann tatsächlich soweit: Der Lagerraum wurde aufgegeben und Albert und Wencke packten die Gelegenheit am Schopfe. Albert, der im Brotberuf als Grafiker arbeitet, machte sich sogleich an die Innen – und Außengestaltung des Lokals. Als Albert eines Tages während der Umbauarbeiten beobachtete, wie Arbeiter aus einem Haus gegenüber alte Fliesen entsorgen wollten, griff er sich das Maßband und rannte hinüber. „Das war eine klassische Altbautäfelung und die wollten die einfach wegwerfen“, wundert er sich noch heute. „Zehn Minuten später haben sie den Sockel eines alten Kastens hinuntergetragen, also bin ich wieder hin.“ Was sich jahrzehntelang im Haus gegenüber befand und weggeworfen werden sollte, erfüllt nun als Vertäfelung beziehungsweise Sockelleiste der Theke im Gedöhns seinen Zweck.
Die aus der Umgebung wiederverwerteten Gegenstände sowie das liebevoll und mit viel Einsatz renovierte Portal tragen genauso zum einzigartigen Flair des Gedöhns bei, wie die Hausherren Wencke und Albert höchstselbst. „Ich bin einfach sehr gerne Gastwirtin“, sagt Wencke und diese Aussage bekommt bei ihr eine doppelte Bedeutung. Denn neben ihren Kochkünsten kümmert sich Wencke auch sonst leidenschaftlich um ihre Gäste. So können Nachbarskinder nach der Schule schon mal kurz im Lokal warten, bis die Eltern daheim sind und wenn die Nachbarin anruft und Wencke bittet nachzuschauen, ob denn der Hund vor der Haustür steht, ist auch dies im Handumdrehen erledigt. Das Gedöhns ist also nicht nur Lokal, sondern auch „eine Schnittstelle für Gäste, man bringt die Leute zusammen“, sagt Wencke. Teil des „Zusammenbringens“ ist auch der im Nachbarlokal eingerichtete Raum LAER2share, der Grätzlbewohnern für Veranstaltungen und Initiativen wie dem RepairCafe zur Verfügung gestellt wird (mehr dazu demnächst auf dem ImGrätzl-Blog). „Hier ist man per Du miteinander und man kommt ins Reden, weil nicht jeder nur für sich auf seinem Platz sitzt.“ Und wie zur Bestätigung wirft eine Dame am Nachbartisch ein, dass die Hausherrin neunzig Prozent ihrer Gäste schon nach dem ersten Besuch mit Vornamen kennt. Und die Gäste? Die bedanken sich mit regelmäßig wiederkehrenden Besuchen in der heimeligen Atmosphäre des Gedöhns. „Das ist wie bei Mutti im Wohnzimmer. Da helfen die Gäste auch schon mal beim Abräumen“, sagt Wencke, deren Künstlerdasein derzeit aufgrund der Arbeit im Gedöhns etwas in Mitleidenschaft gerät. „Die Künstlerin in mir ist ein sehr wichtiger Teil, doch derzeit ist es leider sehr schwer in einen längeren kreativen Prozess zu kommen.“
Das Gedöhns sei ein Stück Berlin in Wien, heißt es an anderer Stelle über das kleine Lokal in der Löwengasse in Wien-Landstraße. Mag sein, dass das Gedöhns, das seinen Namen einer von Bayern nach Wien übersiedelten Freundin von Wencke verdankt, tatsächlich an Berlin erinnert. Doch nach einem Besuch in dem schmucken Lokal ist schnell klar: Diese gelungene Mischung aus guter Küche, Gastfreundlichkeit und österreichischer Gemütlichkeit wird man wahrscheinlich in ganz Berlin nicht finden.
Koordinaten:
Gedöhns
Öffnungszeiten: Mo-Fr 11:30 bis 22:00 Uhr
Löwengasse 42
1030 Wien
das Gedöhns auf Facebook
Mail: wokkawokka@gmx.at
Tel.: 0676/4132903
… besser könnte man das Gedöhns, Wencke und Albert nicht beschreiben, wenn man öfter dort war, wie ich, weiß man, alles trifft voll zu … und Berliner Gastlichkeit ist auch schön, aber nun mal ganz anders als die künstlerisch-grafisch-deutsch-österreichische im Gedöhns!
Ich hätte das Gedöhns auch gerne in unserem Grätzl, ehrlich jetzt….
Da heute Internationlaer Frauentag ist, ein ganz besonderer Gruß ans Gedöhns und dessen Chefin Wencke, die wir auf ganz besonderer Art ins Herz geschlossen haben.
Voller Stolz sind auch die Eltern, die den Grundstein sicherlich vor fast 38 Jahren in der DDR legten.
Weiterhin alles Gute, beste Gesundheit und stets freundliche und zufriedene Gäste.
Herzlichste Heimatgrüße